Wenn ich in einem Supermarkt einkaufen gehe, habe ich in der Regel ein Problem: Alles ist verpackt und fast alles in Plastik. Nach einem Jahr testen, ändern und probieren ziehe ich Bilanz und erzähle dir, wie gut plastikfrei einkaufen im Supermarkt wirklich klappt .
Ansporn für dieses Experiment war, dass es bei uns keinen Unverpackt-Laden in unmittelbarer Nähe gibt, oder auch nur so weit entfernt, dass ich einmal pro Woche mich dorthin bewegen würde. Abgesehen davon ist die CO2 Bilanz meiner Meinung nach auch nicht besser, wenn ich dafür mit dem Auto wahnsinnig weite Strecken zurücklegen muss. Also müssen für uns Landeier Alternativen her, die für uns im Familienalltag problemlos – oder zumindest einigermaßen komplikationsfrei – funktionieren und ich dennoch plastikfrei und nachhaltig einkaufen kann.
Viele Supermärkte setzen immer mehr auf Nachhaltigkeit und plastikfreies einkaufen. Aber ganz ehrlich? Ich finde es immer noch extrem schwierig plastikfrei einzukaufen. Bei vielen Artikeln frage ich mich während des Einkaufs auch, warum sie so verpackt sind, wie sie sind. Warum sind zum Beispiel Leinsamen in einem Pappkarton und dann nochmal in Plastik gehüllt? Warum gibt es Joghurt im Glas, aber keinen Quark? Ein Rätsel, das mich wahrscheinlich noch ein Weilchen beschäftigen wird 😀
Plastikfrei einkaufen im Supermarkt – die ersten Schritte
Ganz einfach starten kannst du, indem du bereits zuhause deinen Einkauf gut planst und dementsprechend Taschen und Behältnisse einpackst. So sparst du dir auf jeden Fall schonmal die Plastiktüte an der Kasse und auch die Tüten im Obst- und Gemüsebereich. Ich nutze zum Beispiel immer meinen Tragekorb und mehrere Obst- und Gemüsenetze.
Worauf du grundsätzlich immer schauen kannst, ist, dass du statt Plastikverpackung auf Papier oder Glas umsteigst. Das klappt je nach Produktgruppe besser oder schlechter. Was übrigens auch nicht besser ist als Plastik, sind Dosen. Die habe ich in meinem Umstrukturierungs-Fimmel auch direkt verbannt.
Was übrigens ziemlich gemein ist, sind doppelte Verpackungen. Ich habe noch nie verstanden, warum Dinge doppelt verpackt sein müssen. Auch sowas kaufe ich nicht mehr. Ganz blöd wird es dann, wenn sich außen eine vermeintlich umweltfreundliche Verpackung befindet (zum Beispiel Pappe) und sich im Inneren dann doch wieder eine Plastikverpackung findet. In den allermeisten Fällen ist das auch so clever gemacht, dass man die Plastikverpackung nicht sieht und erst zuhause feststellt, dass man über’s Ohr gehauen wurde. Ist mir schon ein paar Mal passiert.
Plastikfrei einkaufen heißt, dich auf Alternativen einzulassen
Plastikfrei einkaufen im Supermarkt heißt am Anfang erstmal sehr viel länger für einen Einkauf zu brauchen, weil du nach Alternativen in anderen Verpackungen schauen musst. Und diese gibt es oftmals auch nicht in dem Supermarkt, in dem du gerade stehst (ist klar), sondern vielleicht in einem anderen. „Vielleicht“ deshalb, weil es auch nicht immer gesagt ist, dass du dein Wunschprodukt in irgendeinem Supermarkt plastikfrei bekommst.
Oft greife ich dann auf eine Alternative zurück. Den Brokkoli gibt es nur verpackt? Dann eben Blumenkohl. Statt Fertigjoghurt mit Pseudofrüchten, machen wir unseren Joghurt selbst.
Außerdem ist es leider oft so, dass es das, was es vor kurzem noch plastikfrei oder auch unverpackt gab, plötzlich nur noch in Plastik gibt. Das ist dann echt super ärgerlich. Entweder du steigst dann auf eine Alternative um, kaufst es doch in Plastik gehüllt, oder kaufst es nicht.
Manchmal möchte man aber keine Alternative, sondern genau DAS Produkt, weil man es für ein Rezept benötigt. Da ist guter Rat dann teuer und hin und wieder kaufe ich dann zähneknirschend etwas in Plastik. Ja, ich beichte hiermit. Und ich habe immer ein echt schlechtes Gewissen und ärgere mich, dass ich keine Wahl habe.
Lebensmittel, die du problemlos plastikfrei im Supermarkt einkaufen kannst
Problemlos ohne Verpackung und ohne Plastik zu kaufen gibt es Fleisch, Wurst und Käse. Dafür gehe ich immer an die Theke, packe meine mitgebrachten Schüsseln mit Deckel aus und bekomme darin die gewünschte Ware „eingepackt“. Das ist sehr unkompliziert. Was mir daran gefällt, ist nicht nur, dass ich so keinen Müll zuhause habe, sondern ich auch nichts mehr umpacken muss, um das dann im Kühlschrank zu verstauen. Übrigens bieten das auch immer mehr Metzgereien und Bäckereien an, dass man seine eigene Aufbewahrung mitbringen kann.
Zumindest vor Corona. Im Augenblick ist das auch nicht drin, aber immerhin ist es möglich, alles in nur einer Tüte zu bekommen. Ein kleiner Trost.
Mit hin und wieder kleineren Abstrichen kannst du auch gut unverpackt oder zumindest plastikfrei in der Obst- und Gemüseabteilung einkaufen. Dort gibt es in konventionellen Supermärkten mittlerweile immer mehr unverpackte Lebensmittel. Schwierig ist es meist bei Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch, die gibt es nicht in jedem Supermarkt lose zu kaufen.
Was du auch unkompliziert in plastikfreier Verpackung bekommst, sind Mehl, Zucker, Eier, Milch, Naturjoghurt, Sahne und viele haltbare Lebensmittel. Bei genauerem Hinsehen, sind auch Nudeln, Reis, Haferflocken, passierte Tomaten und viele weitere Dinge kein Problem, sofern du bereit bist, in mehreren Supermärkten einkaufen zu gehen.
Eigentlich alles kein Problem, wenn…
…es nicht doch noch so viele Lebensmittel gäbe, die scheinbar nur in Plastikverpackung oder Dosen zu bekommen sind. Dazu gehören:
- Backpulver und andere Backzutaten wie Hefe, Verzierungen etc.
- Nüsse zum Backen oder Snacken
- Süßigkeiten – egal welche, alles in Plastik, weshalb wir schon lange keine mehr kaufen
- Butter
- Quark
- Leinsamen und ähnliches
- Tomatenmark
- gestückelte Tomaten
Mein Fazit
Du kannst weitestgehend plastikfrei einkaufen im Supermarkt, musst allerdings damit rechnen, Alternativen in Kauf nehmen zu müssen. Und ja, hier und da wirst du wahrscheinlich auch keine Alternative finden und musst dann wohl oder übel auf Plastikverpackungen zurückgreifen. Worauf du dich auch einstellen solltest, ist, dass ein Einkauf nicht mal eben schnell gemacht ist, sondern du sehr wahrscheinlich mehrere Supermärkte ansteuern musst.
Auch wenn es bis dato noch etwas schwierig ist, Nachhaltigkeit und plastikfreies Einkaufen ohne Unverpackt-Laden so umzusetzen, wie ich das gerne möchte, habe ich dennoch den Eindruck, dass die Supermärkte immer mehr auf den Zug aufspringen. Im Augenblick würde ich daher der Situation die Note drei vergeben. Es ist definitiv noch Luft nach oben.